Kunst in der Scheune
Die neuartige Verwendung von Scheunen kann zuweilen unglaublich schön sein. Dies gilt ganz sicher für "De blauwe Deel" ("Die blaue Scheune") in Hoogeind 36, Leerdam in den Niederlanden. Wo früher Kühe ihre Heimstatt fanden, befindet sich heute unser bezaubernder Ausstellungsraum. Angefüllt ist er mit exklusivem Mobiliar, handgefertigten Keramiken, Leuchtern und Lampen, Gemälden, Schmuck, Wand- und Fensterdekorationen und weiteren außergewöhnlichen Objekten. Die Sammlung wurzelt in der Epoche von Art Nouveau und Art Deco und reicht bis in die Fünfziger hinein.
Art Nouveau
Die Werke aus der Epoche der Art Nouveau fügen sich nahtlos in die Stimmung des Ausstellungsraums ein, welcher von Wiesenkerbel und anderen heimischen Pflanzen umgeben ist. Die neue Bewegung entstand um 1880 als Antwort auf den Historizismus. Seit der Industriellen Revolution wurden historische Vorbilder blindlings imitiert und in das Interieur aufgenommen. Die Künstler der Art Nouveau mit ihrer Vorliebe für traditionelles altes Handwerk wiesen den üppig produzierten "verspielten Kitsch" zurück und suchten nach einem neuen eigenständigen Stil.
Zwei Variationen entwickelten sich
Die Vertreter der Curvilinear oder Decorative Art Nouveau wählten die Natur als ihre wichtigste Quelle der Inspiration. Die eleganten, wellenförmigen Linien von Pflanzen und Tieren und melancholischen Frauengestalten dienten als Grundlage dieses Stils. Die Entwickler der Geometric Art Nouveau beschränkten sich auf gerade Linien und mathematische Formen. In Europa ist diese Stilrichtung in jeder Sprache unter einem anderen Namen bekannt; Der spanische Modernismo, der deutsche Jugendstil, die österreichische Sezession, der britische Modern Style, der italienische Stile Liberty und die niederländische Nieuwe Kunst. Berühmte niederländische Künstler dieses Stils sind: Jan Toorop, Hendrik Berlage, Chris van der Hoef, Lion Cachet.
Der Erste Weltkrieg setzte diesem eigenständigen künstlerischen Ausdrucksmittel jäh ein Ende.
Art Deco
Der Name "Art Deco" ist eine Kurzform der internationalen Ausstellung "L'Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriëls Modernes", welche 1925 in Paris abgehalten wurde. Hier wurde das neue Design zum ersten Mal einem internationalen Publikum vorgestellt. Während Art Deco nach dem Ersten Weltkrieg seinen Ursprung in Paris hatte, ist es in nahezu den meisten europäischen Ländern ebenso bekannt wie in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Verwendung monumentaler geometrischer Formen, welche sich, angeregt durch afrikanische Volkskunst, konsequenterweise aus der Geometric Art Nouveau-Bewegung entwickelten, ist eine der wichtigsten Merkmale der Art Deco.
Die niederländische Version der Art Deco hat ihre eigene Geschichte. Die Amsterdamer Schule entstand 1910. Mit ihrem expressionistischen, dekorativen, farbenfreudigen und gestalterischen Ausdruck erlangte sie weit über die Grenzen hinaus große Berühmtheit. Das Tuschinski Theater in Amsterdam ist ein gutes Beispiel dieses Stils. Die Haager Schule steht für geschäftsmäßiges, nüchternes, funktionales, gerichtetes Design mit einfachen horizontalen und vertikalen Linien. Hendrik Wouda ist ein berühmter Designer innerhalb dieser Stilrichtung.
De Stijl (Der Stil) wurde 1917 entwickelt. Diese neue Strömung gründete auf der Idee, das Design so einfach und abstrakt wie möglich zu halten. Oft beschränkte es sich beispielsweise auf die Grundfarben. Piet Mondriaan wird im Allgemeinen als Gründer dieses Stils genannt. De Stijl legte den Grundstein für den Nieuwe Zakelijkheid(Funktionalismus), welcher auf ein größeres Publikum durch die Verwendung moderner Materialien und Maschinen abzielte. Des Weiteren wurden die Gispen Leuchter und Stühle zu einem besonders geläufigen Begriff.
Mit dem Zweiten Weltkrieg endete die Epoche der Art Deco. Nach dem Krieg - während des Wiederaufbaus - entwickelten sich auf der Grundlage der Art Deco weniger handwerkliche, elegante, "schwungvolle" Modelle. Damit kündigte sich die Geburt einer neuen Stilrichtung an; die der Fünfziger.